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1) Science-Fiction mit Hintergrund ...
Achtung, Achtung! Marsbewohner überfallen die Erde in gigantomanischen, dreibeinigen Kriegsmaschinen ...
Hm, auf den ersten Blick besitzt die Story vom "Krieg der Welten" gar nicht so eine Raffinesse wie z.B. der Plot des Wega-Sechteilers. (Ups - Blasphemie?) Aber man darf natürlich keinesfalls ignorieren, dass H. G. Wells einen vollkommen anderen Zeitgeist bediente und desweiteren eine bestimmte gesellschaftspolitische Botschaft verfolgte. Ganz nebenbei prägen seine Bücher "Krieg der Welten" und "Die Zeitmaschine" bis zum heutigen Tag die gesamte Science-Fiction in erstaunlichem Ausmass.
Selbst Commander Perkins kann die Einflüsse vom "Krieg der Welten" nicht verleugnen. Abgesehen von der Bedrohung durch eine militärisch überlegene außerirdische Macht, löst sich der Konflikt am Ende durch das Einwirken unserer kleinsten Mitbewohner - den Viren und Bakterien. Während sie im "Krieg der Welten" die Invasoren direkt infizieren und ins Jenseits befördern, entlastet ihr Mitwirken im Wegakonflikt die Menschheit von einer 4000 Jahre alten Generationsschuld.
Nun ja, als echte Gemeinsamkeit beider Werke scheinen Ausserirdische im Allgemeinen nicht besonders mit Schutzimpfungen zu liebäugeln. – Fehler!
"Er hat sich mit Krankheitskeimen infiziert, gegen die sein Körper sich nicht wehren konnte."
(Major Hoffmann fasst das Unübersehbare in Worte)
Jede Generation hat wohl ihre eigenen kollektiven Ängste und Science Fiction spiegelt diese oft sehr gut wider. Im Kalten Krieg war die Furcht vor versagender Diplomatie, die ungewollt eine waffengewaltige Eskalation verursachen könnte, ungemein groß. Während H. G. Francis hierzu in den 70ern das kurzsichtige Vorgehen der Militärs und deren politische Sackgassen anprangerte, richtete sich H. G. Wells Ende des letzten Jahrhunderts gegen die Ausbeutung der britischen Kolonialpolitik, indem er die Rollen von Eindringlingen und Ureinwohner vertauschte. Und zwar recht anschaulich!
Aber eine weitere Gemeinsamkeit verbindet den berühmten Roman mit Commander Perkins, denn beide Geschichten erreichten ihr Publikum auch intensivst über dessen Gehörgänge. Und so wie Rainer Holbe Anfang der 80er auf putzige Art und Weise versuchte, Ausschnitte aus den Wega-Hörspielen im Rundfunk als reale > Phänomene <
zu verkaufen, wirkte 1938 die Radio-Inszenierung "War of the Worlds" von Orson Welles dermaßen realistisch, dass viele Amerikaner in Panik aus ihren Häusern flohen.
"Ich habe sie gar nicht kommen hören!" –
"Das ist nicht wichtig!"
(Ein schleichender Würdenträger von der Wega)
Die Vermischung von Fiktion und authentisch wirkender Live-Reportage wird bis heute immer wieder gern eingesetzt. Aber die Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Hörspiel "Krieg der Welten" sind wohl einmalig in der Geschichte der modernen Medien.
Hier ein Ausschnitt aus der Originalfassung, die Orson Welles an Halloween 1938 weltberühmt machte:
>>> D O N' T P A N I K ! <<<
(WAV-File, 750kB, mono)
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Beitrag von:
BONDURKAN
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17-05-2005
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