2) Das macht ja auch gute Science-Fiction aus, nicht war? ...
"(Du hast) ... den Kreis des Lebens zerstört. Wenn Du die Lücke, die enstanden
ist, wieder schließen willst, dann musst Du die Stelle des Toten einnehmen."
(Ein Weganer "Im Strom der Unendlichkeit")
Deine doch höchst finstere Sichtweise der Weganer ist zu mir nie so extrem durchgedrungen. Das mag daran liegen, dass ich mich bei den "primitiven" Weganern zusätzlich von der Cover-Illustration der Folge 2 habe beeinflussen lassen. (Sonst gab es ja keinen optischen Input!)
Bei mir weckte diese Darstellung nämlich starke Assoziationen mit einem äußerst naturverbundenen und spirituellen Volk, ähnlich den Indianern. Das muss zum einen daran liegen, dass der Redeführer bei der Übergabe des Toten viel von "Kräutern", "Göttern" und "Sprache der Gedanken" trällert und zum anderen daran, dass Möllers Illustration eher an einen Irokesen als an einen fanatischen Mönch erinnert.
Dieses Bild ging bei mir jedenfalls soweit, dass ich mir das Dorf der Weganer als Palisaden umgebene Holz- und Steinhüttensiedlung vorstellte, mit hier und da erhandeltem, technischen Equipement der höherstehenden Weganer. Das extreme Gezirpe und Gezwitschere in Folge 1 und 2 und das permanente Grasgeraschel gab mir den Eindruck einer friedlichen, wild bewachsenen Wald- und Wiesenlandschaft.
(Zugegeben läßt sich diese Vorstellung nicht über alle Folgen hinweg aufrecht erhalten, dennoch komme ich nur schwer davon los, wenn die Cassette erstmal im Tapedeck liegt...)
Die Dorfbewohner nehmen den Tod ihres Lehrers sehr ruhig und gefasst auf. Sie glauben an den "Kreis des Lebens", der immer wieder geschlossen werden muss und kann. Womöglich ist hier eine Art Seelenwanderung oder Wiedergeburt gemeint, die mit den geistigen Fähigkeiten der Weganer zu tun haben könnte (Z.B. die Telepatie). Die Weganer versuchen auch, Randys Sichtweise zu verstehen. Ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl, dass sie in ihrem Glauben unterdrückt werden oder aus Angst heraus irgendwelche Rituale praktizieren. Sie glauben fest an einen Einklang von Geist und Natur.
Das Gruselige dabei ist natürlich, dass wir Erdlinge sowas nicht nachvollziehen können und Randy es darum entsetzt ablehnen muss, die Aufgaben des Getöteten als "Erbe" anzutreten. Hier verstehen die Weganer uns genauso wenig, wie wir sie. Ein Verständigungsproblem unter zwei Kulturen, die völlig unterschiedliche Weltbilder haben.
Auf dieser Grundlage entwickelte ich auch ein Bild von den fortschrittlichen Weganern. Die Verbitterung und der Haß, der bei der Telepatischen Stimme durchklingt, scheint sich aus vergangenen Erfahrungen mit den Erdbewohnern entwickelt zu haben. Dazu muss ich sagen, dass mir die Verhaltensweisen der Menschen als Kollektiv oftmals selbst Grauen einflößen. Wenn ich beim Bild der Indianer bleibe, könnten die Menschen beim Erstkontakt durchaus ihre Cowboymentalität sprechen lassen haben, die Friedlichkeit und Religiösität mitunter gern ausnutzt und missbraucht.
Während Randy von Anfang an felsenfest von der Unschuld der Menscheit überzeugt ist, muss ich sagen, dass mich eher eine Art kollektives schlechtes Gewissen plagt, weil es eine Unzahl von historischen Beispielen gibt, bei denen sowohl zivilisierte, als auch weniger zivilisierte Völker der Erde "Verbrechen" begangen haben. Wie kann Randy sich so sicher sein, dass die Menschen sich den Weganern gegenüber vernünftig verhalten haben, während ihm das Militär in Delta-4 im Nacken sitzt? Ich meine, wir reden unter anderem von Sodom und Gomorrah und den blutigen Gute-Nacht-Geschichten aus der Bibel. Glaubt Randy denn, dass, wenn immer dort Krieg, Vernichtung und Sünde geherrscht haben, womöglich Ausserirdische einen Irrtum begangen haben, weil die Menschen im Kern so unschuldig sind?
Wäre es nicht möglich gewesen. dass die Weganer mit der Wechselhaftigkeit der menschlichen Seele ein Problem haben, weil Boshaftigkeit nicht zur weganischen Individualität gehört? Vielleicht hätten sie die Menschen ja aus diesem Grund gemieden.
Natürlich bin ich irgendwie erleichtert, weil sich am Ende herausstellt, dass auch Weganer nur Menschen sind, die vor lauter Überstürzung manchmal nicht wissen, wo sie mit ihren Bomben hin sollen. Trotzdem ist diese Parallele zwischen Menschen und Weganern irgendwie enttäuschend. Beide Kulturen sind sich letztendlich wirklich gegenübergetreten, wie gewöhnliche Cowboys und Indianer und für eine außerirdische Kultur mit mindestens 4000 Jahren Raumfahrtgeschichte sind die Weganer erstaunlich simpel gestrickt.
Ich bin nur froh, dass es da immer einen Perry Rhodan oder Randy Perkins gibt, der für die Menschheit alles regelt. Wenn ich mir ausmale, dass die Weganer den ganzen Konflikt mit Oberst Jason hätten verhandeln müssen oder mit Chief Bush ...hum...
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