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5) Orchester & Mixing ...
bondurkan schrieb:
»Und man darf vielleicht auch nicht vergessen, dass Orchester ihre Werke sowieso in Abschnitten
üben und besprechen.« |
Das ist korrekt!
bondurkan schrieb:
»Wenn es also an Zeit oder Fingerfertigkeit mangelt, dann wäre es nur logisch, auch
passagenweise aufzunehmen.« |
Obschon ich denke, dass das ein Mittel der allerletzten Wahl ist, denn es schließt eine weitere
Nachbearbeitung mit ein, die heikel ist und wieder Kosten verursacht. Das oben genannte »Gulliver«-
Beispiel zeigt zumindest, dass auch nicht zusammengeschnittene Einzel-Takes verwendet wurden.
bondurkan schrieb:
»Ein weiteres Indiz war für mich immer der seltsame Schluss von "Aufbruch und Verfolgungsjagd".
Es klingt in meinen Ohren eben wie so ein völlig offenes Fragment, das man jederzeit erweitern
könnte.« |
Ja, ein großes Rätsel. Einige Aufnahmen klingen regelrecht »abgebissen« am Ende.
So mancher
Schluss hört sich an wie der Anfang eines anderen Titels. So als wären das einzelne Sätze einer
größeren Orchester-Suite. Außerdem sind wiederkehrende Melodien in einigen Aufnahmen
erkennbar, die diese wie Variationen auf ein Hauptthema erscheinen lassen.
bondurkan schrieb:
»Ich hatte zudem sowohl bei vielen Bohnstücken, als auch bei den sinfonischen Werken oft den
Eindruck, dass die Aufnahmen noch in separaten Spuren vorlagen.« |
Mindestens in zwei Spuren - nämlich links & rechts für Stereo-Sound.
Scherz beiseite: mir ist in all den Jahren nicht einmal der Beweis für unterschiedliche Abmischungen
der Orchesterwerke untergekommen. Bin mir sehr sicher, dass hier immer ein und dieselben Stereo-
Masters verwendet wurden. Was den Eindruck bei dir ausgelöst hat, war vielleicht der Umstand, dass
die Musik im Hörspiel nicht selten von folgenden Faktoren beeinflußt war:
Tempo-Unterschiede
Kanäle:
a) Mono-Fassung
b) Vertauschte Stereo-Kanäle
c) Nur linker oder nur rechter Kanal
d) Stereo-»Deformation«
 Phasen-Invertierung
Zusätzliche Soundeffekte (Hall, Echo, Flanger etc.)
Rückwärtiges Abspielen
Mit Stereo-»Deformation« ist folgendes gemeint. Gesetzt den Fall, dass wir ein Hörspiel abmischen
wollen und dafür einen Mehrkanal-Mischpult mit Mono-Kanälen benutzen. Für jeden Mono-Kanal gibt
es einen sogenanntes Panorama-Potentiometer (kurz Panpot). Das ist ein Drehknopf mit dem man
einstellt, wo das Signal im Stereo-Endmix stehen soll. Unsere Musik ist natürlich stereophon, daher
belegen wir 2 Kanäle, je einen für links und rechts. Am Mischpult muss man dann selbstverständlich
die Panpots richtig einstellen, und zwar auf *ganz links* bzw. *ganz rechts*. Unterlässt man dies, wird
das ursprüngliche Stereobild »deformiert«. Das ärgerlichste Beispiel, dass ich dazu anbringen kann,
findet sich auf der DVD »Die drei ??? im Museum«. Es war zwar schön, während einer der
Galeriefahrten einen der Orchester-Klassiker fast vollständig hören zu können. Aber leider wurden
die Panpots hier nur zu einem geschätzten Viertel gedreht. Die Musik hat dort nicht die aus den
Hörspielen bekannte Breite. Ein "Epic Fail" in meinen Ohren.
Noch tückischer ist allerdings die Phasen-Invertierung.
Phasen-Invertierung liegt dann vor, wenn die Welle des Audiosignals auf der vertikalen Achse
gespiegelt ist (horizontale Achse würde »rückwärts« bedeuten). Ein Wellenberg wird dadurch zum
Wellental. Das hat bei der Wiedergabe den Effekt, dass eine Lautsprecher-Membran nicht nach
außen sondern nach innen schwingt. Hörbar ist das für Normalsterbliche (mich eingeschlossen)
nicht. Problematisch wird's erst dann, wenn nur *ein* Kanal invertiert ist. Beim Hören über Boxen
kann dann der Effekt entstehen, dass bestimmte Elemente der Aufnahme plötzlich »verschwinden«,
während man im Raum wandert. Das liegt daran, dass bestimmte Frequenzen, die auf beiden
Kanälen vorhanden sind, sich gegeneinander aufheben - klassische Wellendynamik steckt dahinter:
zwei gleichfrequente Wellen mit entgegengesetzter Phase heben sich vollständig auf. Mixt man solch
ein phasenkorrumpiertes Signal auf Mono runter, ergibt sich der akkustische Super-GAU: das Stück
hört sich wie eine Neuabmischung an, weil alles was sich zuvor in der Stereo-Mitte befunden hat,
hinterher vollständig eliminiert bzw. stummgeschaltet ist. Alles was halb-mittig war, ist deutlich
abgeschwächt. Nur die Signale, die deutlich am Stereo-Rand waren, sind noch so deutlich wie zuvor.
Beim Endkonsumenten (also bei uns) kann sowas auftreten, wenn man seine Boxen mit der falschen
Polung anklemmt. Im Studio passiert das, wenn man irgendwo ein falsch gepoltes Kabel einsetzt - im
Fall Studio EUROPA bei der Mischpult-Konfiguration für den finalen Hörspielmix. Gerade bei den
'80er-Hörspielen hab ich das häufig entdeckt, so als ob da ein unentdecktes, defektes Kabel
jahrelang beim Bridgen des Mischpults immer wieder verstöpselt wurde. Und Abspielen von einem
Mono-Kassettenrekorder reicht aus, um diesen Stummschalt-Effekt hervorzurufen.
Sorry, der Exkurs war jetzt etwas länger.
Aber einen hab ich noch ...
... und zwar bei >> "Bohn gegen Moss"

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Beitrag von
JOOCE
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19-09-2011
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