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9) Nachruf von Rüdiger Schäfer (u.a. Atlan-Autor) ...

Auf
> corona-magazine.de <
veröffentlichte der Sci-Fi-Autor Rüdiger Schäfer den nachfolgenden Text, von dem wir hier nun quasi eine ungekürzte "Sicherheitskopie" gemacht haben. Über den Autoren erhaltet ihr
> hier <
einen kurzen Abriss oder erfahrt mehr von ihm persönlich auf seiner Webseite
> ruedigerschaefer.de < ...
"Zum
Tod von Hans Gerhard Franciskowsky"
von Rüdiger Schäfer
"H. G. Franciskowsky als Multitalent zu bezeichnen, wäre eigentlich untertrieben. Auf der Homepage der »Perry Rhodan«-Serie, für die er unter anderem 208 Heftromane verfasste, ist folgendes Zitat von ihm überliefert: »Ich wäre als Schriftsteller auf keinen Fall ausgefüllt und zufrieden, könnte ich nur in einem Genre arbeiten. Wichtig ist für mich die Vielfalt und die Herausforderung durch neue Themenkreise. Das Spektrum der Themen kann gar nicht weit genug für mich sein.« Und so verwundert es nicht, dass der Mann, der fast sein gesamtes Leben in Hamburg verbracht hat, auf schriftstellerischem Gebiet weitaus weltläufiger zu Werke ging.
Franciskowsky studierte nach seinem Abitur Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, arbeitete danach 13 Jahre lang als Gebietsleiter eines Pharmaunternehmens. Für die Science-Fiction interessierte er sich schon früh.
Unter dem Pseudonym H. G. Francis veröffentlichte er 1962 seinen ersten Heftroman »Die fünf Oligos« in der Reihe Utopia Großband. Sein tatsächlicher Name klang einem Verleger angeblich zu polnisch und damals war Amerika das Maß aller Dinge. Zwar entstanden im Lauf der Jahre eine Reihe weiterer Pseudonyme (H. G. Francisco, Gunther Frank, Peter Bars, R. C. Quoos-Raabe, Frank Sky, Dick Farlow, Hans G. Stelling), doch sollte das englisch klingende H. G. Francis (das auch ein wenig an H. G. Wells erinnerte) jener Künstlername werden, unter dem er zahlreichen Fans bekannt wurde.
1970 stieg der Autor in die »Perry Rhodan«-Serie ein, arbeitete allerdings zunächst erst einmal für die Schwesterserie »Atlan«. Sein erster Roman war Band 17 »Im Lande der Bestien«. Offenbar war man mit seiner Arbeit zufrieden, denn im August 1971 erschien sein erster PR-Roman. Er trug die Nummer 518 und den Titel »Sturmlauf in den Tod«.
Im Folgejahr gab Franciskowsky schließlich seinen regulären Beruf auf und konzentrierte sich voll auf das Schreiben. Sein letzter (und 208.) PR-Roman erschien 2004 (Band 2237, »Die Welt der Hyperkristalle«). 2008 folgte noch ein Gastroman für die Spin-Off-Serie »Perry Rhodan« Action (Band 6, »Regenten der Energie«).
H. G. Franciskowskys Gesamtwerk erstreckt sich über viele Themengebiete. Neben seinen SF-Romanen machte er sich vor allem im Bereich der Hörspiele einen Namen. »TKKG«, »Die drei Fragezeichen«, »Die fünf Freunde«, »Edgar Wallace«, »Commander Perkins«, »Hanni und Nanni«, »Masters of the Universe«, »Wendy« – die Liste der Serien, für die er Drehbücher schrieb, ist lang. Insgesamt entstanden so rund 600 Hörspiele, für die Franciskowsky 130 Goldene Schallplatten und sechs Platin-Schallplatten erhielt. Die Gesamtauflage aller seiner Tonträger hat dabei die unglaubliche Zahl von 120 Millionen verkauften Exemplaren überschritten!
Detektivromane, Kurzgeschichten und Drehbücher für Fernsehsendungen, Tierbücher, Pferdegeschichten, Ratgeber (unter anderem über die Reparatur von Mofas), Sachbücher und historische Romane, Artikel für Zeitschriften – es scheint schwer, ein Genre zu finden, für das der Vielschreiber nicht zumindest einen Beitrag geliefert hat. Dabei blieb der Gemütsmensch Franciskowsky stets auf dem Boden, nahm seine Fans ernst. Zudem war er leidenschaftlicher Tier- und Umweltschützer. Für eine Buchserie um vom Aussterben bedrohte Tierarten reiste er um die ganze Welt, um vor Ort seine Recherchen betreiben zu können. Er war in Indien, Ostafrika, China, auf den Azoren, in Florida und in Kanada. Umweltthemen ziehen sich wie ein roter Faden durch fast alle seine Arbeiten.

Ich selbst kannte H. G. Franciskowsky leider nur flüchtig, doch mein Respekt vor seiner ungeheuren schriftstellerischen Lebensleistung ist heute so groß wie am ersten Tag. Insofern empfand ich es 2006/2007 als Auszeichnung, zwei Romane für die Serie »Sigam Agelon« beisteuern zu dürfen, ein Spin-Off der von Franciskowsky in den 1970er Jahren geschaffenen SF-Serie
> Rex Corda < ,
die inzwischen im Kölner Mohlberg-Verlag fortgeführt wird. Die beiden Hefte halte ich in Ehren, denn unter dem Titel steht zu lesen »von H. G. Francis und Rüdiger Schäfer«.
Hans Gerhard Franciskowsky erlitt im Sommer 2009 einen schweren Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb nach langer Krankheit am Donnerstag, dem 3. November im Alter von 75 Jahren."
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Beitrag von:
BONDURKAN
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12-02-2013
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