12) Showdown im Gestern
...
Hallo alle zusammen,
es tut mir leid, wenn ich nun ein bisschen sehr viel geschrieben habe. Aber irgendwie konnte und wollte ich mich nicht bremsen. Diese Homepage ist so liebevoll gemacht, dass ich es wirklich wert finde sie zu unterstützen. Ferner ist es für mich ein riesiger Spaß über Dinge zu schreiben, die mich als Kind und Jugendlicher fasziniert haben. Jedes einzelne Hörspiel (das gilt jetzt auch für Maritim) ist mehr Wert als ein Jahr Dauerberieselung von "Big Brother". Wenn es auch bei Euch vielleicht gut ankommt freut es mich.
Viel Spaß beim Lesen. Also, los geht's...

I. ZUSAMMENFASSUNG
In CP 5 gelingt es Perkins auf dem Mond mit einem riskanten Plan den Weganern, trotz aller militärischer Interventionen, Prof. Common und den Dimensionsbrecher weiter vorzuenthalten. Die Weganer haben nun ihre taktischen Trümpfe ausgespielt und haben keinen wesentlichen strategischen Vorteil gewonnen. Perkins erreichte, was er wollte: die Weganer wieder zu Verhandlungen zu bewegen...
I. 1. Das Duell der Argumente
Nachdem Prof. Commons Versteck gesichert ist, ergreift Perkins die Initiative und kontaktiert die weganische Flotte. Zur Überraschung Perkins stellt sich heraus, dass Bordon, der Unsterbliche der Sprecher für die weganischen Raumschiffflotte ist. Im Zwiegespräch droht Bordon zuerst die Erde zu vernichten. Jedoch pariert Perkins mit dem Argument, dass sich Bordon niemals ganz sicher sein kann, einen empfindlichen, militärischen Gegenschlag der Erde zu erhalten. Perkins blufft mit dem Argument, dass es nicht nur einen Dimensionsbrecher existiert. Bordon glaubt dem zwar nicht und droht ihm parapsychisch zu verhören, letztendlich sieht er jedoch ein, dass seine Situation in eine Sackgase geraten ist.
Perkins bietet Bordon nun an, mit ihm in die Vergangenheit zu reisen, um den Verbleib des legendären Drapondur zu klären, damit die Ursache des generationsüberdauernden Konflikts beseitigt wird.
Bordon skizziert, die bei den Weganern bekannte Geschichte, was mit Drapondur auf der Erde, bei Sodom und Gomorra, geschah. Bordon berichtet, dass Drapondur mit Schenkungen, Hilfsbereitschaft und gutem Willen zur Erde reiste, jedoch zwischen Sodom und Gomorra verschwand und von den Bewohnern der beiden Städte umgebracht worden ist; ohne Angabe der Grabstätte des Drapondurs. Perkins besteht auf die Begleitung von Bordon, den er für göttlich betrachtet. Perkins kann ihn überzeugen und Bordon lässt sich auf diese Expedition ein. Jedoch gibt Bordon deutlich zu verstehen, dass er unverzüglich die Erde vernichten lassen wird, wenn ihm etwas zustoßen wird.
I. 2. Reise durch Zeit und Raum
Mittels eines Transportraumschiffes wird Cindy und Ralph Common auf den Mond gebracht. Cindy Common bereitet den Dimensionsbrecher soweit für die Reise durch Zeit und Raum vor. Ralph erkennt nun, durch seine parapsychische Begabung, dass die bisher unbekannte telepathische Stimme der Wega niemand anderes als Bordon selbst war. Bordon gibt Ralphs Eingebung Recht und gesteht nun ein, dass dies durchaus enthüllt werden kann, da es zu diesem Zeitpunkt keinerlei Vorteile mehr verschafft.
Perkins, Bordon, Mayor Hoffmann und Ralph Common begeben sich durch Zeit und Raum nach Sodom und Gomorra in der Zeit kurz vor der Zerstörung der beiden Städte.
I. 3. Drapondur
Die Expeditionsgruppe beschließt unter keinen Umständen in die Ereignisse einzugreifen, da sonst die Abläufe der menschlichen Geschichte fundamental geändert werden. Die Expeditionsgruppe begibt sich durch die Straßen von Sodom und kommen durch die telepathische Begabung Ralphs an das Haus von Lot, den sie um Gastfreundschaft bitten. Lot fühlt sich verpflichtet und gewährt zutritt. Hoffmann bemerkt, dass es die Nachbarschaft Lots mit Unwillen betrachtet, dass die Expeditionsgruppe ausgerechnet bei Lot Einlas begehrt. Bordon will im Haus von Lot nun unverzüglich wissen, was mit Drapondur geschah. Lot hilft aus und gewährt Zugang zum Garten des Hauses. Dort zeigt sich der Expeditionsgruppe ein Bild von einem hoffnungslos erkranktem göttlichen Drapondur. Drapondur infizierte sich auf der Erde mit Mikroben gegen die sein Organismus keine Abwehrmöglichkeiten hatte. Lot erklärt der Gruppe, dass ihn seine Nachbarn hassen, für die Gastfreundschaft gegenüber dem kranken Drapondur. Bor
don weigert sich der Realität in die Augen zu sehen, dass der göttliche Drapondur auf der Erde an Lepra erkrankte.
Perkins entwickelt den Plan Drapondur wieder zum Mond bringen. Da Sodom und Gomorra ohnehin zerstört wird, spielt es keine historische Rolle, ob Drapondur in Sodom bleibt oder in die Zukunft auf den Mond reist um dort vollständig von der Krankheit therapiert zu werden.
I. 4. Flucht und Zerstörung
Inzwischen durchsuchen die Weganer der ersten Expedition die Stadt nach Drapondur. Lot berichtet, dass die Fremden sogar Bewohner der Stadt foltern, um Informationen über den verbleib Drapondurs zu bekommen. Entsetzt über das brachiale Vorgehen der Weganer, greifen die Bewohnern von Sodom die Besatzung und Raumschiff der Weganer an. Die Weganer wehren sich und die Expeditionsgruppe vernimmt Schüsse beim Landeplatz des Raumschiffs der Weganer. Die Nachbarn Lots bedrängen das Haus und fordern die Herausgabe der Gäste Lots. Lot warnt die Expeditionsgruppe und drängt zur Flucht. Während die aufgebrachten Bürger Sodoms ins Haus einbrechen, versucht Perkins Zeit zu gewinnen, um zu entkommen. Mit der Strahlenhandwaffe Bordons werden die Angreifer durch Energiestrahlen geblendet. Perkins, Lot und seine Familie, Drapondur und die anderen können entkommen und fliehen. Hoffmann erkennt unter dieser angespannten Fluchtsituation ein, als verkleideter Bewohner Sodoms, Weganer unter den
Verfolgern. Die Fliehenden sehen über die Stadt ein weganisches Raumschiff starten. Drapondur hofft, dass sie wegfliegen. Bordon weiß jedoch, dass das Raumschiff Atombomben auf die beiden Städte abwerfen wird. Perkins vermittelt Lot, dass er mit seiner Frau und Familie ins Gebirge flüchten soll, damit sie eine Chance haben überleben zu können.
Als das weganische Raumschiff die Atombombe abwirft holt in letzter Sekunde Prof. Common die Gruppe mit dem Dimensionsbrecher zu Mond.

I. 5. Einsicht und Versöhnung
Drapondur wird umgehend auf dem Mond behandelt. Während eines Essens wird Bordon vermittelt, dass Drapondur auf dem Wege der Besserung ist und er erkennt, dass die Entwicklung der Missverständnisse fast mit der Vernichtung der Erden gegipfelt wäre. Er sieht ein, dass er Unrecht hatte mit dem Vorurteil gegenüber den Menschen der Erde. Er sieht ferner ein, dass er den Angriff auf die Erde unverzüglich absagen muss und sich bei den Menschen der Erde aufrichtig entschuldigen muss. Zusätzlich lässt Bordon Perkins die Aussicht, dass vielleicht nach einiger Zeit die Möglichkeit bestünde, sich nicht nur auszusöhnen, sondern sogar Freundschaft zu schließen. Bordon spricht im Funkraum von Delta 4 zur Erde und gesteht, stellvertretend für die Menschen der Wega, schuldig geworden zu sein.

II. REZENSION
Nachdem in CP 5 der Tiefpunkt im Wegazyklus erreicht ist, muss es zu einer Wandlung und Auflösung der Geschichte kommen.
In CP 6 stehen 3 maßgebliche Enthüllungen im Fordergrund. Aber eins nach dem anderen.
II. 1. Zeitspannen und Handlungsstränge
Dieses Hörspiel ist, meiner Meinung nach, ein würdiger Abschluss, eines spannenden Sechsteilers. Wobei ich insgesamt finde, dass er Sechsteiler dramaturgisch sehr spannend umgesetzt worden ist.
Erst wird der Dimensionsbrecher vorgestellt (CP 1)und zeitgleich der zweite Handlungsstrang eingeführt; die Weganer. Warum die Weganer sauer auf die Menschen sind bleibt vorerst im dunkeln. Einige Monate später kommt es zu einem experimentellen Zwischenfall (CP 2), unfreiwillig vergeht ein halbes Jahr bis sich Perkins wieder erholt. Durch das Zeitparadoxon vergehen wieder fünf Monate (CP 3). Einige Wochen später versucht man das gestrandete UFO zu bergen (CP 4). Die Handlung wird kurzweiliger. Der Angriff auf die Erde wird kurzfristig aufgehalten jedoch nicht vollends abgewendet. Es vergehen einige Tage und auf den Mond bereitet man sich auf einen möglichen Angriff vor (CP 5) und Prof. Common wird von Perkins vor den Weganern versteckt. Der erste Cliffhänger der Serie. Nun (CP 6) setzt die Handlung nach einigen Stunden wieder an und führt den Zyklus mit den wichtigsten Handlungssträngen zu Ende. Ziemlich clever gemacht von HGF.
II. 2. Atmosphäre, Effekte, Cover und Musik
Gewitter im Anzug. Ich denke, dass das den Zustand beschreiben könnte. Nach der kalten, technischen Atmosphäre in CP 5 kommt das genaue Gegenteil. Die Atmosphäre ist insgesamt heiß und brodelnd. Alles wartet, nach den Höhen und Tiefen, auf Erlösung. Die zwischenmenschliche Atmosphäre ist gereizt. Es ist nicht nur das Wetter in Sodom schwül und heiß, die Stimmung zwischen Perkins und Bordon kocht auch fast über. Ständig muss Perkins Bordon zur Mäßigung auffordern. Permanent entflammt Bordon sein Unmut und Vorurteil gegenüber den Menschen.
Das Cover ist ebenfalls bezeichnend für die atemlose fast schon apokalyptische Geschichte in CP 6. Es herrschen die Farben rot und wüstengelb. Im Hintergrund sieht man eine riesige Explosion, wenn nicht sogar einen Atompilz. Vordergrund sieht man, meiner Ansicht nach, Bordon mit seiner Strahlenwaffe. Möglich wäre auch das ein Weganer der ersten Expedition zu sehen ist, zumal Perkins, Bordon und die anderen die Explosion der Atombombe nicht erleben, die im Hintergrund zu sehen ist.
Die Effekte klingen räumlicher, härter fast dreckiger. George Lucas würde sagen, dass es klingt, wie ein "benutztes Universum". Sogar der Dimensionsbrecher hört sich satter und beinah wie schneller werdender Rennwagen an. Jedoch ist für mich der Höhepunkt der Effekt die fallende Atombombe der Weganer. Beim hören des Falls will man sich förmlich ein Helm aufsetzen oder sich unter das Bett verkriechen.
Die Musik war bis dahin noch nie in der Serie so treibend und der Handlung unterstützend, wie in CP 6. Kämpferisch, kraftvoll und fordernd besiegelt eine Art Fanfare die Abmachung zwischen Perkins und Bordon in die Vergangenheit zu reisen. Ebenso die Erkenntnis, dass Drapondur doch nur sterblich ist wird von der Musik sanft aber tragisch angehoben.
II. 3. Der Höhepunkt der Geschichte
Der angestrebte Höhepunkt von CP 6 ist für mich einerseits das retten des kranken Drapondurs und die Wandlung eines rachsüchtigen Bordon hin zu einem freundlich geläuterten Weganer, der mit der Menschheit Frieden und Freundschaft schließen will.
Der dramaturgische Kreis schließt sich. Die bösartig, anklagende und lockende telepathische Stimme aus CP 1 ohne Identität (wie ein böser Geist aus einem verfluchtem Grab), ist nun am Ende von CP 6 eine feste, bekennende, offene Stimme, mit einem Adressaten.
Wie ich oben anmerkte hat CP 6 drei Enthüllungen
II. 4. Die Enthüllungen
Die erste Erhüllung ist,
dass die treibende Kraft der weganischen Flotte ausgerechnet Bordon selbst ist. Hier gibt es natürlich Fragen. Warum erscheint in CP 4 Bordon so hilfreich und friedenswillig ? Perkins sieht hier, dass er nach dem Verhör in CP 4 Bordon das wahre Potenzial des Dimensionsbrechers bewusst wird. Ihm wird klar, dass das Risiko für das gesamte weganische Volk durch sein voreiliges Verhalten nicht nur erhöhte, sondern sogar eine unkontrollierte Gefahr durch die Erde besteht. Um das Allerschlimmste zu verhindern, gibt er Perkins in CP 4 das Friedensamulett, damit er den Angriff auf die Erde verhindere. Das was Bordon nicht mehr selber aufhalten oder steuern konnte, überließ er nun Perkins, aufgrund seiner Überforderung.
Die zweite Enthüllung ist,
dass die telepathische Stimme ebenfalls Bordon ist. Es zeigt sich durch diese beiden Enthüllungen, dass Bordon, als der große Stratege hinter den Unternehmungen der Weganer steht. Die Frage drängt sich förmlich auf, wer Bordon ist und für was er steht? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Drapondur, der göttlich ist und Bordon, welcher unsterblich ist?
Diese Fragen möchte ich an anderer Stelle (siehe Nr. 4) versuchen zu diskutieren, weil die dritte Enthüllung dazu entscheidend in Beziehung steht.
Die dritte Enthüllung ist,
die Krankheit Drapondurs, also der Bruch seiner Göttlichkeit. Der göttliche Drapondur versucht im letzten Akt des Altruismus seine Besatzung vor der Krankheit der Erde zu schützen. Die weganische
Besatzung weiß nichts von der Selbstaufopferung von Drapondur und zieht die verkehrten Schlüsse.

III. MÖGLICHE HINTERGRÜNDE
An dieser Stelle möchte ich näher die Hintergründe beleuchten, die mit der Haltung Drapondurs und der gesellschaftlichen Entwicklung der Weganer bis hin zur Person Bordon im Zusammenhang stehen könnten. Dies ist nicht mehr eindeutig als Rezension angelegt, könnte aber vielleicht hilfreich sein über die Rahmenbedingungen für die Handlungen Drapondurs und Bordons mögliche Erklärungen zu ziehen.
III. 1. Die Gesellschaft der Weganer zu Zeiten Drapondurs (Aufbruch und Revolution)
Die Gesellschaft der Weganer scheint in der Vergangenheit tatsächlich göttlich gewesen zu sein, vergleichbar wie mit der griechischen Götterfamilie. Trotz der technischen und militärische Überlegenheit haben sie keine Übung in Diplomatie mit unterentwickelten Völkern und zerstören im Zorn die beiden Städte. In dieser Quantität wahrscheinlich zum erstenmal. Möglicherweise ist Drapondur der erste positive Gegenentwurf eines durchaus kriegerischen, dass in den sozialen Werten einer archaischen Kultur verharrt. Eine Art Friedensfürst, der die Weganer einlädt unterentwickelte Völker zu unterstützen, um sich selber positiv und menschlich zu entwickeln. Vermutlich legt er, anders als andere weganische Expeditionen (Siehe die Geschichte um Lovelock oder die mythologischen Götter vorderasiatischen Gebieten), nicht darauf an, auf arrogante und rassistische Weise, die Bevölkerung wirtschaftlich oder menschlich auszubeuten oder zu beherrschen.
Er möchte eine Entwicklung in der weganischen Gesellschaft. Weg von einer rachsüchtigen, überschäumenden und hin zu einer zivilen, verständnisvollen, ethischen Gesellschaft. Ich vermute, dass Drapondur der Ideengeber für eine Art Vorstufe der sanften "humanistischen" Gesellschaft war, der inmitten seiner gesellschaftlichen Tätigkeit und Umstrukturierung als Friedensphilosoph durch einen Zwischenfall gestoppt wurde.
Drapondur scheint zwar einerseits ein friedlicher Revolutionär und Philosoph zu sein, er ist aber auch ein Ergebnis seiner sozialen Herkunft. Er will einerseits seine Besatzung und seine Heimatwelt vor der Leprakrankheit schützen, andererseits möchte er auch nicht, dass seine Göttlichkeit, also letztendlich sein sozialer Status, gefährdet wird. Die weganische Überheblichkeit und anderen negative Eigenschaften, die er kritisiert und versucht aufzulösen, steht ihm selber im Weg und ist nicht bereit oder fähig, dass eigene Opfer zu bringen. Er müsste seine Göttlichkeit einzubüßen aber dafür Menschlichkeit zu erlangen. Dazu ist Drapondur nicht bereit.
III. 2. Die Gesellschaft der Weganer nach der Zeit Drapondurs (Stillstand und Rezession)
Diejenigen die Drapondur geistig folgten müssen in Wut und Trauer fast den Verstand verloren haben, da die Hoffnung die sie sich machten eine neue friedlichere Gesellschaft zu kreieren zerstört wurde. Sie waren nicht in der Lage die neue Philosophie Drapondurs in ihr Leben zu übernehmen und umzusetzen.
Dennoch müssen Elemente der Ethik und philosophische Haltung Drapondurs in die historische Entwicklung in Teilen der Gesellschaft der Wega beeinflusst haben. In CP 2 gibt es Weganer, die durchaus verständigungswillig und auch eine eigene Ethik der Toleranz, des Rechts und Entschädigung entwickelt haben, die nicht auf absolute Rache setzen. Dies lässt den Schluss zu, dass sich (wie in CP 1 angedeutet) zwei Gesellschaften entwickelten, die im permanenten Streit liegen, wie sich die Weganer sozial entwickeln sollen und vor allem, wie mit Fremden umgegangen wird. Was soll die Oberhand gewinnen? Rachsucht oder Verständnisbereitschaft und Mitleid? Im Lauf der Zeit gab es wohl eine Entwicklung, die zu einem fast schizophrenen Zustand in der Gesellschaft führte, der beides simultan zuließ und trotzdem keine Entwicklung mehr möglich machte. Es gibt keine glaubwürdige, religiöse Person oder Instanz gab, die aus diesem Dauerzustand aus Trauer und Wut die Weganer über 4000 Jahren
befreit. Daher gibt es neben dem gesellschaftlichen Stillstand auch keine wesentliche technologische Weiterentwicklung. Die Weganer konnten ihre technischen Errungenschaften der Vergangenheit nicht weiterführen und verließen anscheinend nicht mehr ihr Planetensystem. Nur eine Gesellschaft die Entwicklungen zulässt, hat das Potenzial zu Kreativität, einer sozialethischen Haltung und auch zu weiterem technologischen "Fortschritt".
Nachdem ich den Versuch unternahm für mich die Gesellschaft der Weganer zu beschreiben, versuche ich dies als Bezugssystem für die Persönlichkeit des Bordon, der Unsterbliche von Bonduhr-Khan zu verwenden. Alles was ich hier diskutiere ist reine Spekulation und auf der Grundlage der Hörspiele des Wega - Zyklus beschrieben. Für Kritik und Anmerkungen ist jeder herzlich willkommen:

IV. WER IST BORDON? DER VERSUCH EINER SPEKULATIVEN BIOGRAFIE
IV. 1. Der Aufstieg
Ich nehme an, dass Bordon zu Zeiten von Drapondur eine Art mittlere Stellung in der Priesterkaste mit Wächterfunktion als Beruf oder vielmehr als Berufung hatte. Ähnlich wie im idealistischem Sinne von Platons "Staat" oder nach dem indisch-ägyptischen Modell einer Priester- oder Kriegerkaste, wo auserwählte Kinder schon für den speziellen Tempeldienst oder Kriegsdienst ausgebildet werden. Bordon arbeitet erfolgreich und ist vorbildlich in allem was er tut. Er ist ein glühender Verehrer der neuen Friedensphilosophie von Drapondur und wird dem Göttlichen als eine Art Mitarbeiter oder Wächter zur Seite gestellt.
Er entwickelt sich und ist sterblich.
IV. 2. Der Fall
Er macht sich schuldig am Tod des Göttlichen. Die Gründe und Umstände dafür bleiben im Verborgenen.
Bordon ist ebenfalls, nach dem Fall Drapondurs, der sozialen Entwicklung auf der Wega unterworfen. Von tiefen Schuldgefühlen geplagt, transformiert er seine Trauer in Wut die in einen Zustand der Neurose. Es gibt für ihn kein Entkommen aus seinem psychischen Gefängnis, da er nicht gelernt hat mit dem Tod eines unsterblichen Gottes umzugehen. Götter sterben nicht. Es nicht sein kann, was nicht sein darf. Bordon zerbricht an diesen Zustand. Er lebt weiter in einem Gefühl des Leides, Zweifel, Zorn und Selbsthass. Diese negativen Emotionen sind im laufe der Zeit sein Lebensinhalt geworden.
Nun altert Bordon von Bonduhr-Khan nicht mehr. Aber dieser Zustand ist keine Segen, wie bei Drapondur, sondern ist ein Fluch. Er muss mit der Schuld weiterleben ohne Aussicht auf irgendeine Form von Erlösung. Vermutlich wird er auch keine besonders hohe Achtung in der weganischen Gesellschaft haben, da er versagt hat. Die ständige Wiederholung von Seelenqualen ohne Aussicht auf Entwicklungsmöglichkeit ist für Bordon eine Art persönliche Hölle. Er erlebt jeden Tag aufs Neue seine persönliche Strafe ohne Schuldenerlass oder Karthasis. Der Fluch der Unsterblichkeit führt auch dazu, dass er keine Familie hat. Keine Frau, keine Kinder, kein erfülltes Familienleben. Sein Beruf beschränkt sich nur noch auf das konservieren von Tempelgegenstände und dem Aufrechterhalten des Tempelritus.
Er entwickelt sich nicht mehr und wird unsterblich.
IV. 3. Realitätsverweigerung, Entwicklung und Erlösung
Als den Weganern bekannt wird, dass die Menschen der Erde sich technologisch so weit entwickelt haben, dass sie sogar Beobachtungs- und Spionagetechnologie, mittels eines beachtlichen Transmittergeräts senden können, reißt es bei Bordon wieder alten Wunden auf. Seine Ungewissheit, was mit Drapondur geschah lässt ihn nicht los. Dies nährt zeitgleich seinen Hass und Vorurteile auf die Menschen der Erde. Seine ganzen Gedanken und telepathischen Kräfte zielen wieder auf die Erde. Er will wissen was auf der Erde vor sich geht und lockt einen parapsychisch begabten Jungen der Erde in den Dimensionsbrecher und entführt ihn zur Wega. Als kurz darauf Fremde auf der Wega erscheinen und den Jungen befreien und wieder mittels des Dimensionsbrechers verschwinden, ist er irritiert.
Kurz darauf wird ein Lehrer der technologisch weiterentwickelten weganischen Gesellschaft entführt und tot in Begleitung von Terranern zurückgebracht. Zwar wird Entschädigung und eine Entschuldigung von den Terranern angeboten, aber letztendlich scheitern die Bemühungen und die Fremden können abermals unkontrolliert verschwinden. Bordon ist alarmiert. Wieder töten Menschen der Erde Weganer die für Frieden und Leben stehen. Die Wiederkehr des Verdrängten, bzw. die schmerzhafte Vergangenheit wiederholt sich für Bordon.
Er empfiehlt dem Militär ein Erkundungsraumschiff zur Erde zu schicken, um den Stand der Dinge zu klären. Alte Expeditionssorte der Weganer werden von diesem Raumschiff aufgesucht, aber die Entwicklung der Erde hat die meisten Bauwerke und Siedlungen komplett ausgelöscht. Eine Hyperfunknachricht des Bordcomputers berichtet, dass das Raumschiff abgeschossen wurde und das Fortkommen der Besatzung ungewiss ist; vermutlich tot. Bordon entbrennt der alte Hass von Neuem. Er empfiehlt den kompletten interstellaren Gegenschlag.
Wenig später erscheinen wieder Menschen der Erde und geben sich, aller bisherigen Erfahrungen Bordons zum trotz, als friedfertig und versöhnungsbereit aus. Der Wächter des Drapondur - Tempels verhört die Terraner. Es kommt dabei heraus, dass die Menschen der Erde ein Transportmittel haben, welches Zeit und Raum überwindet. So merkt Bordon, dass er seinen Hass auf die Menschen total entfesselte ohne taktische Überlegung, dass möglicherweise die Erde das Potenzial der Vergeltung hat. Bordon sieht seine Optionen und Gestaltungsmöglichkeiten im Sande verlaufen. Er muss handeln. Bordon offenbart sich den Terranern und präpariert sie so, dass der Flottenangriff kurzfristig gestoppt wird.
Als der Angriff abgeblasen wird, fliegt er selbst zur Flotte und überlegt was zu tun ist. Er sieht seine militärische Überlegenheit und will die Menschheit erpressen. Entweder Auslieferung des Dimensionsbrechers und dessen Erfinders oder komplette Zerstörung der Erde durch die weganische Raumflotte. Der Hass und der Zorn hindern Bordon Entscheidungen zu treffen die hilfreich und zukunftsweisend sind. Dadurch das er seit 4000 Jahren keine Entwicklung mehr durchgemacht hat sieht er keine Entscheidungsalternativen. Es kommt zu einer Pattsituation.
Er lässt sich auf Verhandlungen mit den Terraner ein. Sie schlagen einen kühnes Unternehmen vor: eine Expedition in die Vergangenheit, um die Umstände des legendären Schicksals Drapondurs zu klären. Bordon willigt ein. Er begibt sich an den Beginn seiner Qualen und leistet jedoch zuerst inneren Widerstand beim Anblick des erkrankten Drapondurs. Jedoch wirkt die Klärung und Selbsterkenntnis (ähnlich wie bei der klassischen Psychoanalyse nach Freud) über dem Verbleib von Drapondur.
Letztendlich helfen die Menschen der Erde Bordon sich von seinem selbstkreierten Fluch durch die Rückkehr in die Vergangenheit zu befreien. Bordon erlangt die tiefere Selbsterkenntnis, dass man mit Hass und Schuldgefühlen zwar überlebens- aber nicht entwicklungs- und liebesfähig ist. Die Expedition wird ein Erfolg. Es gelingt sogar Drapondur mit dem Dimensionenbrecher nach Delta 4 zu holen. Die seelische Entwicklung beginnt bei Bordon wieder einzusetzen. Er bittet die Terraner, Drapondur medizinisch zu helfen. Er lässt Commander Perkins wissen, dass ihn der gesamte Angriff reut und verzichtet umgehend auf eine militärische Intervention. Bordon ist geistig gewachsen. Deutlich befreit, offen und entwicklungsfähig spricht er zu den Menschen der Erde und gesteht seine Schuld ein. Jedoch ist diesmal dieses Schuldeingeständnis kein Akt des stillstehenden Leidens oder Neurose sondern ein Akt der Verantwortungsübernahme für die zukünftigen Beziehungen.
Es ist ungewiss, ob der unsterbliche Bordon nun auch wieder sterblich ist und damit auch von der Last des ewigen Lebens erlöst wird.